QQQs in Lünen

Lünen, Alter Markt
Ölgemälde von Georg Nagel, 1919
Die Hansestadt Lünen, ideal an der schon im Mittelalter stark genutzten Fernhandelsstraße vom Niederrhein bis zur Nord- und Ostsee gelegen, war schon früh ein wichtiges Handelszentrum, wurde dann aber durch die Folgen eines Großbrandes im Jahre 1512 und später durch die Folgen des 30jährigen Krieges und des 7jährigen Krieges wirtschaftlich stark zurückgeworfen. Erst als 1822 die Straßenverbindung zwischen Lünen und Dortmund wieder hergestellt war und später auch die Bahnlinie eröffnet wurde, wuchs Lünen wieder und wurde wirtschaftlich auch für Neueinwohner attraktiv.
Zum ersten Mal taucht der Name Quitmann 1654 in Lünen auf, als Anna Elisabeth Quietmann dort Jacobus Ballot heiratete.Dieser starb jedoch schon bald und in zweiter Ehe heiratete sie dort 1691 Melchior Flume, von dem dieses Qitman / Flume Familienwappen überliefert ist.
Den Namen Flume gibt es heute noch in Lünen, aber wir haben die Zugehörigkeit zu dem Ast von Melchior Flume und Anna Elisabeth Quietmann noch nicht klären können. Die beiden hatten eine Tochter Anna Gerdrut , die am 30. August 1700 ( oder 1704?) geboren wurde, von der wir aber nichts über ihr weiteres Leben wissen.
Die Nachkommen des Johann Diedrich Quitmann, Lünen
Nachdem Johann Diedrich Quitmann (Glaser, Tanzlehrer, Musikant und Bäcker) 1792 in Altena seine Frau Wilhelmine Elisabeth Klinke geheiratet hatte und mit ihr am 22.10. 1792 eine Tochter Henriette Wilhelmine bekommen hatte, zog das junge Paar nach Lünen. Dort begründeten sie die heute auch noch sehr umfangreichen “Lünener Linie” der Quitmanns, deren Daten und Fotos in den folgenden Nachkommenbüchern festgehalten sind.
Friedrich Wilhelm Quitmann, Buchbinder in Lünen

Friedrich Wilhelm Quitmann

Der Buchbinder und Kaufmann Friedrich Wilhelm Quitmann wurde noch in Altena geboren, ging aber dann schon bald mit seinen Eltern nach Lünen und heiratete dort später Wilhelmine Ludowike Christine Flume, 1791-1824. Diese Frau starb bei der Geburt ihres dritten Kindes wie es leider zu der Zeit so häufig war. Um seine drei kleinen Kinder zu versorgen, heiratete Fr.W.Q. schon einige Monate später eine Nichte seiner ersten Frau, nämlich Johanne Friederike Wilhelmine Flume, 1803-1844, mit der er weitere 8 Kinder bekam.
Von den Kindern der ersten Ehe haben wir bisher keine Nachkommen bis in die Gegenwart gefunden. Von den Kindern der zweiten Ehe allerdings gibt es eine ganze Reihe Nachkommen, von denen aber nur der jüngste Sohn, August Gottfried Ferdinand Quitmann , 1842-1933, den Namen Quitmann bis heute weitergegeben hat.
Er und seine Frau Emilie Hempelmann sind die Stammeltern einer grossen Quitmann Familie.
Nachkommenbuch 12 Friedrich Wilhelm Quitmann
Johann Wilhelm Christoph Theodor Quitmann, Lünen
Theodor Quitmann, 1796-1870, war ebenfalls ein Sohn des vielseitigen Johann Diedrich Quitmann und seiner Frau Wilhelmine Elisabeth Klinke. Zusammen mit seinen Geschwistern wuchs er in Lünen auf, erlernte den Beruf des Lohgerbers und ging später nach Dortmund, um dort eine eigene Lohgerberei zu eröffnen.
Von seinen drei Töchtern haben wir bisher keine Nachkommen gefunden, aber von seinem Sohn Theodor Karl Quitmann.

Theodor Karl Quitmann, 1841-1885
Theodor Karl Quitmann, Sohn des selbständigen Lohgerbers Johann Wilhelm Christoph Theodor Quitmann aus Lünen, war Lokomotivführer - zu der Zeit ein sehr moderner Beruf. Als die Eisenbahnstrecke Dortmund - Siegen - Hagen eingeweiht werden sollte, hatte er die Ehre, den Einweihungszug zu fahren. Der Zug mit der Festgesellschaft machte zunächst einen längeren Halt in Altena, wo im Hotel Quitmann der erste Teil der Einweihungsfeierlichkeiten stattfand. Weiter ging es dann nach Siegen, wo Bürgermeister und Empfangskommitee am Bahnsteig auf einem roten Teppich auf die Ankunft des Zuges warteten.
Aber , wie wir aus Zeitungsberichten wissen, sie warteten vergeblich!
In einem Tunnel bei Altenhundem hatte Theodor Quitmann den Zug gegen die Wand gesetzt, d.h., er entgleiste dort aus uns bisher unbekannten Gründen und es gab offensichtlich viele Verletzte. In späteren Zeitungsberichten wurde intensiv diskutiert, dass man auf bestimmten Streckenabschnitten die Geschwindigkeit reduzieren müsse. Aber offensichtlich hat man Theodor Quitmann doch zumindestens eine starke Mitschuld zugeschrieben, denn er musste drei grosse Mehrfamilienhäuser in Dortmund verkaufen, um die Prozesskosten und die Schadenersatzklagen zu begleichen. Er zog nach Hagen und man nannte seine Familie - im Gegensatz zu der Familie des Bürogeschäftes W. Quitmann - die “armen Quitmanns von Hagen”
Nachkommenbuch 13: Theodor Quitmann
Gottfried Philipp Quitmann, Klempnermeister in Lünen, 1845-1935

Gottfried Philipp Quitmann und seine Frau Louise Koester, Eltern von Gottfried Quitmann, Lünen
Gottfried Friedrich Wilhelm Quitmann , 1845-1935, hatte zunächst - wie sein Vater - das Klempnerhandwerk erlernt,machte sich aber später selbständig und gründete die für ihre Küchengeräte bekannte Firma Gottfried Quitmann in Lünen, die GQL als Firmenzeichen hatte, das mal als “Gute Quelle Lünen”, mal als “Gute Qualität Lünen” interpretiert wurde, aber in Wirklichkeit die Abkürzung seines Namens war. Im Wirtschafts- und Gesellschaftsleben spielte seine Familie und ihre Nachkommen eine ganz wesentliche Rolle.
Lünen war auch ein Zentrum vieler Familientreffen und auch der Anfänge der Familienforschung Quitmann, engagiert betrieben durch August Quitmann, 1875-1946, und Paul Quitmann , 1882-1942, später fortgesetzt durch Helmut Quitmann , 1902-1985, dessen handschriftliches Manuskript seiner Willkommensrede zum Familientreffen 1928 für uns wichtige Erkenntnisse über den damaligen Stand der Familienforschung enthält.
Nachkommenbuch 14: Gottfried Philipp Quitman
Wilhelm Theodor Karl Richard Quitman, Berlin und Bad Salzuflen

Wilhelm Theodor Karl Richard Quitmann
Richard Quitmann 1849-1936, war ebenfalls ein Sohn des Klempners Gottfried Philipp Quitmann aus Lünen. Er war Ingenieur aber offensichtlich auch ein sehr musischer Mensch, von dem eine ganze Reihe von Gedichten überliefert ist. Das folgende Gedicht veröffentlichte er als 80jähriger nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch Deutschlands 1930.
Deutsches Volk, besinne Dich!
Tief im Unglück liegt darnieder
unser deutsches Vaterland
Fester Wille und Verstand
Können’s nur erheben wieder.
Zwecklos ist die alte Frage
Wer an allem trägt die Schuld
Jeder war’s! Darum Geduld
Üb auch jeder ob der Plage.
Die politischen Parteien
Dürfen in der grossen Not
die uns sonsten bringt den Tod
ferner sich nicht mehr entzweien.
Treu und fest zusammenstehen
Und dem alten Gott vertrau’n!
Dann wird auch das Auferbau’n
Sicher bald vonstatten gehen.
R.Q. 1930
Aus dieser Generation haben noch einige an dem Familientreffen 1928 in Hagen teilgenommen und sind auf dem Gruppenbild des Treffens zu sehen.
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